Startseite » BIM » Digitalisierung von Ingenieurbüros: Wie die mangelnde Nachfrage der Einführung von BIM im Weg steht
Eine aktuelle Umfrage der Bundesingenieurkammer (BIngK) hat ergeben, dass die Digitalisierung und vor allem auch die Einführung von Building Information Modeling (BIM) bei vielen Ingenieurbüros noch nicht angekommen ist. Die meisten der Befragten gaben demnach an, dass sie aktuell noch nicht nach der neuen Methode arbeiten würden. Und das, obwohl ab dem Jahr 2023 im öffentlichen Hochbau verpflichtend BIM eingesetzt werden muss. Doch der Einsatz hat trotz der Auflage auch einen entscheidenden Vorteil: Denn wer auf Innovation setzt, steigert nicht nur seine Effizienz, sondern auch seine Attraktivität als Arbeitgeber. Ein Problem bei den Architekten und Ingenieuren ist allerdings die Honorarordnung.
Die BIngK-Umfrage sollte herauszufinden, wie weit die digitale Arbeitsweise bereits bei den Architekten und Ingenieuren fortgeschritten ist. Das Ergebnis ist ernüchternd, denn die Mehrheit gab an, noch nicht mit BIM zu arbeiten. Da ab dem Jahr 2023 bei Hochbauprojekten des Bundes BIM eingesetzt werden soll, erstaunt dieses Ergebnis. Bei Infrastrukturprojekten soll die Einführung stufenweise erfolgen. Besonders bei Großprojekten verspricht sich der Bund damit mehr Transparenz beim Budget. Nur 28 Prozent der Befragten gaben in der Umfrage an, dass sie bereits mit BIM arbeiten würden. Weitere rund 28 Prozent erklärten, aktuell kein BIM einzusetzen, jedoch die Methode in nächster Zeit nutzen zu wollen. Rund 44 Prozent der Befragten wenden es allerdings nicht an und planen es auch nicht.
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Doch der eigentliche Grund, warum die Digitalisierung noch nicht weiter fortgeschritten ist, liegt an der fehlenden Nachfrage der Auftraggeber. Immerhin sind es 59 Prozent der Befragten, die von öffentlichen Auftraggebern noch nicht aufgefordert wurden, BIM anzuwenden. Bei den privaten Bauherren spielt das noch weniger eine Rolle. 79 Prozent gaben an, dass das bisher noch nicht nachgefragt wurde. Zwar gibt es bereits Ingenieurbüros, die mit BIM arbeiten. Doch dabei spielt die Nachfrage kaum eine Rolle. Auf die Frage nach dem Grund gaben sie an, für ihre Angestellten und Nachwuchskräfte attraktiv bleiben zu wollen. Ein großer Teil äußerte sogar, dass sie aus Eigeninteresse die Digitalisierung bereits anwenden. Rund 67 Prozent sehen darin mehr Chancen beim Wettbewerb. Interne Prozesse optimieren wollen 58 Prozent. Die Projektkoordination verbessern will die Hälfte der Umfrageteilnehmer. Der größte Teil setzt auf das gemeinsame Arbeiten mit Open BIM.
Trotz des Interesses an der Digitalisierung müssen die Anschubkosten wirtschaftlich sein. Die Befragten gaben dazu an, dass es so gut wie keine verlässlichen Vergütungsrichtlinien gibt. Ihrer Meinung nach weist die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) große Lücken auf. Für eine zusätzliche Leistung durch BIM kann sie nicht verwendet werden. Das muss mit einer Novellierung an den neusten Stand angepasst werden. Immerhin sind die kleinen und mittleren Planungsstrukturen die Antriebsfeder beim Bauen in Deutschland. Damit das auch reibungslos funktioniert, müssen erst die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Online-Befragung fand im November 2022 statt. Rund 1.268 Ingenieurinnen und Ingenieure haben daran teilgenommen.
Wenn Building Information Modeling im Jahr 2023 im Hochbau zur Pflicht wird, ist das zumindest schon mal ein deutlicher Anschub. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel ist die Einführung von BIM ein Riesenschritt. Die Bauunternehmen zeigen Zeitgeist und wollen attraktiv für den Nachwuchs bleiben. Außerdem lässt sich durch die Digitalisierung deutlich kostengünstiger und effizienter bauen. Das wird auch dringend benötigt, denn noch immer fehlt es in Deutschland an günstigem und bezahlbarem Wohnraum.
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