Startseite » Forschung » Gaia-X: Europäische Antwort auf die großen Hyperscaler
Die Politik hatte erkannt, dass die Zukunft unserer Wirtschaft von der Digitalwirtschaft angetrieben wird und es eine neue Möglichkeit geschaffen werden musste, mithilfe von Daten, Werte auf dem bestehenden physischen Ökosystem, den Produkten und Dienstleistungen aufzubauen. Dies soll durch die dezentrale Sammlung und den Austausch von unterschiedlichen Daten zwischen den verschiedenen Teilnehmern und Organisationen der Wertschöpfungskette erreicht werden.
Das System verbindet Verbraucher und Anbieter von Anwendungen, Software- oder Dienstanbieter mit Anbietern von Daten und Rechenkapazitäten zu einem einheitlichen, sicheren Dateninfrastruktur für Europa, hier als Ökosystem zu verstehen. Dabei sollen die europäischen Werte, wie die DSGVO, vertrauensvoll eingehalten werden.
Ein Schwerpunkt bei Gaia-X ist der Datenaustauch und der Schutz der Daten, auch vor unbefugter Nutzung. Der Besitzer von Daten entscheidet selbst, wo seine Daten liegen, wer seine Daten nutzen darf, über den Umfang der Nutzung durch Fremdanbieter aber auch, wie oft die Daten genutzt werden dürfen. Das bedeutet, dass der Datenbesitzer trotz Nutzung der Daten durch Fremde weiterhin die volle Kontrolle über seine Daten besitzt.
Angewendet auf die Baubranche bedeutet dies, dass die Baubranche nicht nur auf traditionelle Baudaten Zugriff haben wird, sondern auch auf branchenfremde Daten, wie Verkehrslärm, weiche Faktoren, wie das Wohlfühlen im Quartier, aber auch auf Entsorgungspläne zugreifen kann. Umgedreht kann die Baubranche aber auch Gebäudedaten zur Nutzung andere Branchen anbieten.
Prinzipiell ist zu bemerken, dass mit Gaia-X völlig neue Möglichkeiten und Chancen eröffnet werden. Die Trennungen von unterschiedlichen fachlichen Bereichen von Softwareanwendungen könnten aufgehoben werden. Der Datenhandel, zum Beispiel mit Gebäudedaten, kann sich zu einem neuen Geschäftsfeld entwickeln. BIM-Modell-Simulationen ergeben bessere Auswertungsergebnisse, da nahezu alle Einflussfaktoren für ein Gebäude berücksichtigt werden können. Die Datenfortschreibung über den Lebenszyklus eines Gebäudes hängt nicht mehr von der verwendeten Software ab.
Der Erfolg eines solchen Ökosystems wird von den jeweiligen Anwendungen bestimmt. Je mehr Anwendungen auf einen solchen Standard bauen, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich für die Nutzer oder Anwender.
Doch Gaia-X ist vielschichtig: Die Gaia-X Organisationsstruktur stützt sich auf drei Hauptakteure: die Gaia-X AISBL, die nationalen Gaia-X Hubs und die Gaia-X Community. Innerhalb dieser Säulen gibt es verschiedene Arbeitsgruppen und Ausschüsse.
Die Gaia-X European Association for Data and Cloud AISBL bildet den Kern der Organisationsstruktur der Gaia-X-Vision. Sie ist ein internationaler Verband ohne Gewinnzweck nach belgischem Recht.
Die Gaia-X Hubs fungieren als Sprachrohr der Nutzerökosysteme auf nationaler Ebene. Sie sind die zentralen Anlaufstellen für Unternehmen, Stakeholder, Initiativen, Verbände und öffentliche Einrichtungen. So werden vom deutschen Hub fachlich ausgerichtete Domänen angeleitet, die die nationalen und fachlichen Besonderheiten innerhalb der gesamten Gaia-X-Community herausarbeiten und fixieren. Für die Bauwirtschaft sollten die Domänen „Planen – Bauen – Betreiben“, „Smart City/Region“ aber auch „Energie“ interessant sein. Die aktive Mitarbeit in den Domänen ist für jeden offen.
Zunächst wurden die Regeln innerhalb des Systems erarbeitet und im architecture document (später policy and rules) festgehalten. Dieses Regelwerk bildet den Rahmen für die gesamte Entwicklung und formuliert Identität und Vertrauen, den souveränen Datenaustausch, die Aufbauprinzipien eines föderierten Kataloges sowie Kontrollmechanismen zur Einhaltung der Regelkonformität. Dieses Regelwerk bildet die Grundlage für jede weitere Entwicklung. An der Realisierung und Umsetzung dieser Regeln wird der Erfolg der gesamten Gaia-X-Entwicklung gemessen.
Mit der Ausschreibung der unterschiedlichen Lose für die grundlegenden Dienste für das Gaia-X-Ökosystem wird ein Werkzeugbaukasten auf OpenSource-Basis geschaffen, der für jeden Entwickler nutzbar sein wird. Diese Entwicklung, gefördert durch das Bundeswirtschaftsministerium, stellt die Grundlage dar, Gaia-X-konforme Anwendungen zu schaffen, die dem Regelwerk entsprechen. Dieser Werkzeugkasten, auch GXFS-Tools genannt, sollte jedem Anwendungsentwickler die Sicherheit geben, Gaia-X-konform die Anwendungen nach dem Regelwerk der AISBL zu entwickeln.
Jeder Akteur, ob Datenbereitsteller, Datennutzer, Anwendungssystementwickler, -betreiber oder auch Infrastrukturbetreiber hat sich und sein Produkt mit einer Selbstbeschreibung zu identifizieren. Diese Selbstbeschreibung wird durch einen Federator geprüft und elektronisch unveränderlich an das Produkt gebunden. Damit erhält der Akteur Zugang zur Community, ob als Produzent oder Konsument. Sein Produkt erhält ein Gaia-X-Zertifikat, welches die Grundlage für das vertragliche Zusammenkommen der unterschiedlichen Partner bildet.
Die Entwicklung wird durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Weiterhin wurden bereits Anwendungsentwicklungsprojekte, zum Beispiel KI-basierend, zur Förderung mit ausgewiesener Bindung an die GAIA-X-Entwicklung ausgeschrieben und vergeben. Ein solches Projekt ist das Projekt BIMKIT.
Durch die fast zeitgleich angelaufenen Forschungsprojekte mit formulierter inhaltlicher Pflicht, den Gaia-X-Standard zu nutzen und der frühzeitigen Formulierungen der Rahmenarchitektur, konnte sich eine Open-Source-Gaia-X-Community bilden, die das gesamte, globale Gaia-X-Netzwerk mit Leben erfüllt. Nutzer und Anbieter arbeiten gemeinsam an Arbeitspaketen. Unterschiedliche Entwicklungen in den Branchen werden auf der gleichen Rahmenbasis entwickelt. Jeder ist willkommen, der Community beizutreten und zum Aufbau einer föderierten Dateninfrastruktur beizutragen.
Der Name Gaia kommt aus der griechischen Mythologie und personifiziert die Erde und damit eine der ersten Gottheiten. Das X symbolisiert die Zusammenhänge, die es zu verbinden gilt.
Gaia-X wurde auf politischer Ebene beschlossen und in die Wirtschaft hineingetragen. Nach der offiziellen Ankündigung des europäischen Cloud-Projekts Gaia-X durch den damaligen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier Ende 2019 begann, vorbereitend, der strukturelle Aufbau in den Ländern Deutschland und Frankreich. Weitere Länder aus der EU schlossen sich nach und nach der Initiative an. Diese neue föderale Freiheit ist nicht nur Freiheit, sondern gibt auch die Sicherheit, wie wir sie in Europa leben wollen.
Sie müssen angemeldet sein. um einen Kommentar abgeben zu können.
Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt. Es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google.
Diese Website ist durch reCAPTCHA geschützt. Es gelten die Datenschutzbestimmungen und Nutzungsbedingungen von Google.