Startseite » BIM » Jakob Przybylo im Interview: “BIM-Projekte werden häufig gestartet, ohne dass BIM im Unternehmen eingeführt wird”
4builders.: Herr Przybylo, Sie arbeiten mit DT BAU BIM-Beratung als selbstständiger Berater und haben einige Publikationen zur Implementierung von BIM geschrieben und herausgegeben. Dazu gehört zum Beispiel der BIM Leitfaden für Deutschland. Können Sie uns kurz beschreiben, wie ein typisches Projekt aussieht, für das Unternehmen Sie buchen?
Jakob Przybylo: Vielen Dank für die interessante Frage… Unser Unternehmen DT BAU unterstützt generell ganz unterschiedliche Firmen, vom Ingenieurbüro bis zum Hersteller. Somit ist es schwer, einheitliche Vorgaben zu finden. Schwerpunkte sind jedoch die strategische BIM-Einführung im Unternehmen und Begleitung von Bauprojekten auf Seite von Bauherren beziehungsweise Investoren.
Wieso beauftragen die Unternehmen Sie?
Auslöser sind häufig, dass ein Pilotprojekt durchgeführt werden soll und die Weichen für BIM im Unternehmen und im Projekt entsprechend zu stellen sind. Oder etwas läuft schief und kann nur durch erfahrene Berater gelöst werden, die diese Probleme konkret und zügig lösen. Das kann zum einen die langsame oder auch gescheiterte BIM-Einführung sein. Zum anderen kann es auch ein BIM-Projekt sein, das gescheitert ist und bei dem der nächste Versuch ansteht.
Um BIM erfolgreich einzusetzen, müssen häufig neue interne Strukturen aufgebaut werden. Wieso ist das nötig?
Das ist vollkommen richtig. Zunächst ist festzuhalten, dass das Ziel einer BIM-Einführung darin besteht, als Unternehmen Leistungen zu erbringen. Nur eben nicht wie bisher traditionelle, sondern mittels BIM.
Das heißt: Das gesamte Unternehmen und alle Mitarbeiter wirken mit. Dementsprechend ist es nicht so sehr von Belang, wie viel BIM in einem Projekt umgesetzt worden ist. Wichtiger ist die Verbreitung auf alle Projekte. Dafür sind eben Strukturen notwendig. Alle Mitarbeiter sind zu erreichen. Andernfalls findet die besagte BIM-Transformation nicht statt.
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Neue Strukturen gehen in der Regel mit neuen Verantwortlichkeiten und Aufgaben einher. Hinzu kommen meist neue Softwareprogramme und auch die interne und externe Zusammenarbeit können sich ändern. Was sind die größten Schwierigkeiten, mit denen Unternehmen bei der BIM-Einführung zu kämpfen haben?
Vorab: Die größten Schwierigkeiten in der Praxis hängen nicht so sehr mit BIM zusammen. Wir haben auch keine Softwareprobleme. Es ist vor allem die Transformation beziehungsweise die Transformationsfähigkeit der Unternehmen von der Theorie in die tägliche Praxis. Häufig werden BIM-Projekte gestartet ohne, dass BIM im Unternehmen eingeführt wird. Das heißt, der Aufwand verpufft.
Können Sie uns eine Erfolgsstory aus Ihrem Alltag schildern?
Klar. Wir haben viele Erfolgstories. Ich finde es besonders gut, wenn die Menschen BIM zum Alltag machen und aussagen, dass sie nie wieder anders arbeiten wollen. Den Fall hatten wir diese Woche wieder. Wir führen auch gerne Rollenspiele bei Seminaren oder Workshops durch. Da ist es stets überraschend zu sehen, wie viel in kurzer Zeit verinnerlicht wurde.
Klappt das auch ohne Berater?
Ja, auf jeden Fall. Vor allem, wenn es bereits kompetente Mitarbeiter gibt. Ich empfehle auch jedem, gerne zu starten, vor allem kleineren Unternehmen. Man kann auch lernen und Kurse besuchen, was ich immer empfehle. Eingeübte Prozesse können adaptiert werden. Trotzdem ist man mit einem guten Berater vor allem zu Beginn besonders effizient, da man durch die eingeübten Veränderungsprozesse geführt wird. Mit uns, DT BAU, zum Beispiel werden gleich zu Beginn viele Monate an Zeit und am Ende auch Geld gespart, da weniger Fehlinvestitionen durch zahlreiche, unnötige Meetings, Fehlentscheidungen et cetera aufkommen. Dieser Weg kann bei Mitarbeitern zu Frust führen. Und das über eine lange Laufzeit.
100 Prozent der Unternehmen, die mit BIM arbeiten, haben eine BIM-Software, aber kein Konzept für die BIM-Einführung, das konsequent im gesamten Unternehmen umgesetzt wird.
Jakob Przybylo
Wie weit ist die Implementierung von BIM aus Ihrer Sicht in der Branche?
Wenn man den Fortschritt der letzten zehn oder 15 Jahre betrachtet, dann ist die Veränderung schon sehr ordentlich. Damals hätte man sich den aktuellen Entwicklungsstand mit den zahlreichen Veranstaltungen, vielen Softwareprodukten et cetera nicht vorstellen können. Auch bestand damals nur eine Handvoll Experten. Trotzdem sehen wir viele, nun ja, Optimierungspotentiale. Ein Punkt ist eben die genannte, fehlende Transformation der Unternehmen. 100 Prozent der Unternehmen, die mit BIM arbeiten, haben eine BIM-Software, aber kein Konzept für die BIM-Einführung, das konsequent im gesamten Unternehmen umgesetzt wird. Das bedeutet, sie wenden BIM an, wissen aber nicht, wo sie mit BIM hinwollen oder wie sie es für sich nutzen. Heute und Morgen. Sie verlieren Zeit und gehen ins Risiko. Die Folge ist ein teures Hin und Her und das macht die Mitarbeiter nicht glücklich. Vor allem die BIM-Verantwortlichen. Sie kündigen dann.
Könnte die Branche schon weiter sein?
Natürlich, wenn es eine konkrete Strategie von Bund und Ländern gäbe. Was wir hier haben, ist alles nur Malen nach Zahlen, höchstens ein Flickenteppich. Auch die Verbände sehen häufig nur die eigenen Interessen und haben das Projekt oder den gemeinsamen Projekterfolg nicht im Fokus. Natürlich sehen wir hier auch positive Beispiele. Dazu gehören das Land Nordrhein-Westfalen mit dem BIM-Competence-Center, die STÄWOG [Anm. d. Red.: die Wohnungsgesellschaft der Stadt Bremerhaven], die BIS [Anm. d. Red.: Die BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH] und andere.
Zum Schluss: Haben Sie noch drei Tipps für Unternehmen, die BIM einführen möchten?
Hm… vor allem einen: Geben Sie den Mitarbeitern das notwendige Vertrauen, Unterstützung und vor allem auch Zeit. Gute Mitarbeiter, die BIM verstehen und einordnen können, kann man nicht ersetzen. Der große Teil der Mitarbeiter und Kollegen will sich auf die neue Arbeitsweise einlassen. Man muss ihnen BIM ungekünstelt darlegen und einfach ausreichend Zeit geben. Alles andere ist nachrangig.
Das Gespräch führte Vanessa Möller.
Disclaimer: Jakob Przybylo ist Referent des Seminars “BIM richtig im Unternehmen einführen”, das die Rudolf Müller Mediengruppe anbietet.
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