Startseite » Inspiration » Virtual Reality in der Architektur: Spielerei oder hilfreiches Tool?
Architekten sind es gewohnt, sich anhand von Modellen vorzustellen, wie etwas in der Realität aussehen wird. Ihre Kunden sind es allerdings meistens nicht. 3D-Modelle wirken dem bereits seit Jahrzehnten entgegen und ermöglichen auch dem ungeübten Auge, sich geplante Bauwerke besser vorstellen zu können. Einen weiteren Schritt geht seit einigen Jahren Virtual Reality in der Architektur.
Bei Virtual Reality – kurz VR – handelt es sich um eine künstlich erzeugte Wirklichkeit. Mithilfe spezieller Hard- und Software können Menschen in virtuelle Welten einsteigen und sich dort genauso präsent fühlen wie in der echten Welt. Um in die künstliche Welt einzutauchen, setzen Benutzer meist ein sogenanntes Head-Mounted-Display (VR-Headset) auf. Eine andere Möglichkeit ist Cave Automatic Virtual Environment (CAVE). Hier wird die virtuelle 3D-Welt in einen Raum projiziert, sodass mehrere Personen die Simulation nebeneinanderstehend erleben können.
Architekten, die auf Virtuelle Realität setzen, nutzen dafür meist VR-Headsets. Einmal aufgesetzt findet sich der Benutzer in einem realitätsnahen, künstlichen Abbild des geplanten Gebäudes wieder. Aus der Egoperspektive kann er maßstabsgetreu Wände, Farben, Fenster und die Umgebung wahrnehmen.
So eingesetzt erleichtert Virtual Reality in der Architektur die Planung und Konzeption von Gebäuden. Einerseits kann der Architekt selbst prüfen, wie sich seine Ideen beispielsweise in die Umgebung einfügen oder ob das Tageslicht wirklich wie gedacht einfällt. So kann er eventuelle Planungsfehler direkt bei einem virtuellen Rundgang entdecken und entsprechend gegensteuern.
Andererseits kann der Kunde sein Gebäude bereits so früh wie möglich entdecken und zum Beispiel verschiedene Farbvariationen, Ziegel für die Wände oder Bodenbeläge testen. Er bekommt ein Gefühl für die Raumplanung, sieht, wie das Licht durch die Fenster fällt, ob genug Platz im Bad ist. Dadurch können individuelle Wünsche früh im Planungsprozess besprochen und entschieden werden. VR ermöglicht es dem Architekten also, (noch) besser mit seinem Kunden und anderen Baubeteiligten zu kommunizieren.
Das frühe Entdecken von Planungsfehlern und eine bessere Kommunikation zwischen Architekten, Bauherren und weiteren Projektpartnern kann Geld, Zeit und Ressourcen sparen – sowohl bei kleinen Einfamilienhäusern als auch komplexen Großprojekten. So können medizinische Fachkräfte zum Beispiel virtuell Krankenhäuser betreten und prüfen, ob die Plätze für Geräte, Medikamente und Co. dort geplant sind, wo sie für einen reibungslosen Betrieb nötig sind. Passt etwas nicht, können die Daten entsprechend geändert werden. Das ist einfacher, günstiger und umweltfreundlicher, als ein realitätsgroßes Mockup-Modell von Patientenzimmern zu bauen.
Virtual Reality in der Architektur hilft jedoch nicht nur beim Planen und Konzipieren. Auch für den Vertrieb und das Marketing kann die Technologie nützlich sein. So können VR-Headsets unter anderem als mobiles Verkaufstool eingesetzt werden, um Bauwillige zu begeistern und vom eigenen Architekturbüro zu überzeugen.
Damit Virtual Reality in der Architektur aber wirklich funktioniert, sind neben der passenden Hard- und Software die Daten ausschlaggebend. Als Grundlage für VR dienen 3D-Modelle. Meist müssen deren Daten noch für die jeweilige VR-Anwendung aufbereitet werden. Abhilfe schaffen dabei Tools, die die Daten automatisiert konvertieren.
Virtual Reality in der Architektur hat einige Vorteile. Und die Hard- und Software rund um VR wird stetig weiterentwickelt und verbessert. Müssten da nicht in jedem Architekturbüro VR-Headsets herumliegen?
„In der Realität ist VR bei den Architekten nicht so angekommen, wie wir es uns aus der Forschung erhofft hatten“, sagt Alexander Rieck. Er forschte am Virtual Reality Labor des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart und ist Partner und Direktor des internationalen Architekturbüros LAVA.
Grund für die Zurückhaltung ist laut Rieck vor allem, dass VR insbesondere mit den aktuellen Brillen noch nicht richtig praktikabel und komfortabel für einen dauerhaften Einsatz ist. Hinzu komme, dass der Planungsprozess eines Architekten meist nicht mit der Erwartungshaltung des Kunden zusammenpasse. So könne es passieren, dass sich der Kunde im VR-Modell einen unfertigen Bereich wie den Platz unter einer Treppe anschaue und enttäuscht reagiere, da er auch diesen geplant erwartet hatte. „In der Automobilindustrie ist das anders“, sagt Rieck. „Da haben Planer und Kunde den gleichen Erfahrungs- und Erwartungshorizont.“
Für Rieck hat Virtual Reality in der Architektur jedoch klare Vorteile: „VR kann als Kommunikationswerkzeug helfen. Wenn wir die gesamte Bandbreite nutzen – also VR, 3D-Modelle, Filme, Renderings, AR –, dann hat es eine ganz starke Daseinsberechtigung.“ Und auch zukünftig sehe er Potenzial, als Architekt mithilfe von Virtual Reality neue Geschäftsfelder zu erschließen.
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