Startseite » BIM » Was ich bisher über BIM nicht zu fragen gewagt habe
Wer erstellt ein BIM-Modell? Brauchen alle die gleiche Software? Was ist, wenn sich die Modelle nicht zusammenführen lassen? Und wird CAD jetzt bedeutungslos? Antworten auf acht Fragen rund um Building Information Modeling.
BIM ist die Abkürzung für Building Information Modeling. Es ist eine Methode, mit der Bauherren, Architekten, Fachplaner, die ausführenden Gewerke, die Gebäudebetreiber – kurzum: alle an einem Bauprojekt Beteiligten – zusammenarbeiten.
Das heißt: Alle arbeiten gemeinsam in einem digitalen 3D-Modell des Bauvorhabens. Statt riesiger schriftlicher Pläne gibt es eine Cloud-Plattform, auf der alles gespeichert, einsehbar und veränderbar ist. Und über die die Projektbeteiligten miteinander kommunizieren. Durch den ständigen Austausch können zum Beispiel Kollisionen von Gewerken frühzeitig entdeckt und noch vor dem Spatenstich behoben werden.
BIM ist nicht das Gleiche wie der digitale Zwilling. BIM ist der Prozess, die Methode, mit der die Projektbeteiligten zusammenarbeiten. Der digitale Zwilling dagegen beschreibt das 3D-Modell, eine virtuelle Version des realen Gebäudes. Dieses lässt sich immer wieder für Simulationen verwenden und anpassen. So kann man zum Beispiel simulieren, wie sich ein Gebäude an einem anderen Standort verhält.
Das Haupt-Modell des geplanten Gebäudes erstellt auch bei BIM in der Regel der Architekt. Anschließend gibt er es an die Fachplaner weiter, die wiederum ihre Gewerke einarbeiten. Ob ab diesem Punkt alle gleichzeitig in einem gemeinsamen Modell arbeiten oder jeder separat im eigenen Modell werkelt und diese später über eine neutrale Schnittstelle zusammengeführt werden, ist von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Am effizientesten ist es, wenn alle gleichzeitig in einem Modell arbeiten.
Um gemeinsam in einem BIM-Modell zu arbeiten, brauchen die Projektbeteiligten nicht zwangsläufig die gleiche Software. Es kann jedoch sein, dass der Auftraggeber vorschreibt, dass alle ein bestimmtes Programm benutzen. Unabhängig davon ist jedoch wichtig, dass jede Software die vorgegebene Schnittstelle hat, also das gleiche Dateiformat erstellen kann.
Welche Schnittstelle das ist, gibt in der Regel der Auftraggeber vor. Meistens ist es der internationale Standard IFC (Industry Foundation Classes). Der Auftraggeber kümmert sich zudem fast immer um die Cloud beziehungsweise Plattform, auf der alle Modelle und Daten zusammengeführt und gespeichert werden. Auch Themen wie die IT-Sicherheit gehören in sein Aufgabengebiet.
Die Darstellungen im digitalen 3D-Modell reichen von technischen Anlagen und Installationen über Trassen und Durchbrüchen bis hin zu einzelnen Bauteilen. Doch jede einzelne Schraube lässt sich (noch) nicht darstellen. „Die Frage ist auch, ob das sein muss“, sagt Inga Stein-Barthelmes, Geschäftsführerin von planen-bauen 4.0.
Denn am Ende müsse das Modell alles abbilden, was für den reibungslosen Bau und Betrieb des Gebäudes wichtig sei. Also zum Beispiel Informationen darüber, wo welche Leitungen entlanglaufen, wo es Fenster oder Heizungen gibt. Eventuell unnötige Daten wie einzelne Schrauben könnten das Modell zu komplex werden lassen. Und sie nehmen eine Unmenge an Speicherplatz ein.
BIM erweitert im Endeffekt CAD. Anstatt dass der Architekt alleine in seinem CAD-Modell arbeitet, arbeiten bei BIM alle Projektbeteiligten gemeinsam im 3D-Modell. Je nach CAD-Software kann diese auch bei BIM genutzt werden. Voraussetzung ist, dass sie die vorgegebene Schnittstelle hat.
Wenn die Schnittstellen nicht zusammenpassen, die BIM-Modelle also unterschiedliche Dateiformate haben, können sie nicht zusammengeführt werden. „Im Best Case passiert das nicht“, sagt Stein-Barthelmes. Denn um die Modelle in solch einem Fall zusammenzuführen, müssen die Daten geändert werden. Und das ist sehr aufwendig. Trotzdem kommt genau das laut Stein-Barthelmes in der Praxis recht häufig vor.
Der Begriff BIM ist nicht geschützt. Theoretisch kann sich also jeder BIM-Manager, BIM-Koordinator oder ähnliches nennen. Stein-Barthelmes empfiehlt trotzdem, eine Weiterbildung zu machen. „Nur weil ich Architekt oder Ingenieur bin, kann ich noch nicht automatisch BIM“, sagt sie. Denn bei BIM gehe es nicht nur um ein digitales 3D-Modell. Auch die Arbeitsabläufe, die Zusammenarbeit und Kommunikation veränderten sich.
Sie interessieren sich für das Thema Building Information Modeling? Buchen Sie jetzt unser buildingsmart zertifiziertes Seminar „BIM Basiswissen“.
BIM reformiert die Art und Weise, wie Ingenieurinnen, Architekten, Bauherren, Planerinnen und Handwerker zusammenarbeiten. Damit Building Information Modeling funktioniert, müssen alle Beteiligten es verstehen. Dafür braucht es Menschen, die sich trauen, Fragen zu stellen. Und andere, die sie beantworten. Dann ist BIM in der Baubranche ein Gewinn für alle.
Sie müssen angemeldet sein. um einen Kommentar abgeben zu können.